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Auto kaufen

 

Manchmal ist man der Meinung, etwas ganz bestimmtes unbedingt zu brauchen. Obwohl das vielleicht gar nicht so ist, aber die Meinung ist da und die entstandene Gier lässt sich mit nichts anderem wirklich dämpfen. Als mir das passierte, brauchte ich ein neues Auto. Meins war weder kaputt noch zu alt. Aber die Hauptuntersuchung stand an und das Wechseln des Zahnriemens. Beides wollte ich mir ersparen und die Gelegenheit gleich für das Stillen der Gier ergreifen.

Ein wahres Martyrium nahm seinen Lauf und begann mit dem Autofrühling in unserer Stadt. Er, der sich für meinen Gott hält, und ich zogen los. Ich suchte einen Mini-Van. Er wusste, dass ich so etwas nicht brauchen könne, weil ich ja schließlich weder kleine Kinder nebst Buggy, noch Hund und zentnerweise Einwegwindeln zu transportieren hätte. Meine Meinung wich von seiner erheblich ab, wie bei allen wichtigen Dingen im Leben. Ich wollte einen hohen Sitz und viele Funktionen und Übersichtlichkeit. Für all das, aber besonders wegen des lustigen Namens fand ich einen perfekten Wagen. „Nein!“ rief ER entrüstet aus, „das ist doch nichts!“ Wir sahen dieses Auto neben vielen, vielen anderen an. Es war mit Blumen geschmückt und die Türen standen offen. Seine Funktionen waren gut erkennbar, indem jeder Sitz eine andere Position eingenommen hatte. Nein, so was brauche ich ja wirklich nicht! Schließlich bezahlt man sämtlich Funktionen mit! Nein!

In jedes Auto, das ER für mich als ausreichend erachtete oder für das Familienimage als geeignet, musste ich mich hineinsetzen.

Nein, der Sitz taugt nichts. Dieser ist zu kurz, der zu hart, hier bekomme ich jetzt schon Kreuzschmerzen ….wie das hier innen aussieht!! Igitt!

Das hier ist ganz hübsch, damit werde ich eine Probefahrt machen. Die Erkenntnis hatte ich vier Mal, nachdem drei Stunden vergangen waren und wir konnten den Frühling verlassen.

Nun ging es aber erst richtig los! Probe fahren.  Es dauerte 2 Wochen, bis es mir gelungen war, dem einheimischen Autohandel für alle vier Wagen einen Termin abzuringen und diesen auch zu absolvieren. Mir war aufgefallen, dass verstärkt der Verkäufer – Nachwuchs  an mich heran gelassen wurde. Wahrscheinlich ist der erhoffte Umsatz für einen Kleinwagen nicht der Rede wert! Aber wenigstens waren die Lehrlinge eifrig und nett und sie kannten sich auch schon richtig gut aus.

Nach diesem Abschnitt im Autokaufvorgang war nur noch eine Marke übrig. Doch das wäre zu leicht gewesen. Deshalb dachte sich mein kleiner Gott weitere Alternativen aus. Wir fuhren richtig in der Gegend umher und machten statt Abendspaziergängen ausführliche Autohaus- und –hofbesichtigungen. Aus dieser Etappe kristallisierten sich wiederum zwei weitere Automarken heraus. Für alle Beide vereinbarte ER in seiner unermesslichen Güte je einen Probefahrttermin für mich. Die dazugehörenden Autoverkäufer waren nicht zumutbar! Nur um mir nicht seinen Zorn einzuhandeln, wenn er doch schon so nett mit mir umging, habe ich alle Beide nicht stehengelassen, sondern habe mich trotz der hervorragenden Behandlung in ihre Autos gesetzt. Der erste hatte ein Auto bereitgestellt, das hieß nur so. Da war weder die gewollte Motorleistung passend, noch die Ausstattung. Es hatte noch nicht mal verstellbare Sitze. Als ob ich mit dem Namen probefahren wollte! Dazu passend der Verkäufer. Er, dem man viele andere Berufe eher abgenommen hätte, faselte ständig nur von meinem Mann. Als ob ich, die das Auto ja schließlich kaufen sollte, absolut nebensächlich wäre …

Der zweite war eine zweite. Eine Frau. Sie machte ein bisschen den Eindruck, als könne man sie gleich zum Auto dazu kriegen. Ihre strahlend blauen Kontaktlinsen gaben ihr Bestes! Und was sie zu mir sagte, was d a s Beste, das ich im Verlauf des gesamten Projektes zu Ohren bekam:

„Ihr Mann und ich haben beschlossen, dass wir Sie mal in so ein Auto reinsetzen!“

Basta!

Ja ich weiß! Ich hätte auf dem Absatz umkehren müssen. Auch mit der Gefahr von Donnergrollen! Ich weiß!

Ich bildete mir immer noch ein, dass man schon mal eine ganze Weile in einem Auto fahren müsse, um zu erkunden, ob es passt oder nicht. In dem Auto der Kontaktlinsenfrau hat es keine fünf Minuten gedauert, da wusste ich, dass es nicht passt. Dieses habe ich ihr dann auch mit Wonne im Herzen verkündet. Ihr Strahlen erlosch ein wenig. Ob sie dafür nicht vorgesorgt hatten, sie und mein Mann?

Was meinen Gott dazu veranlasst hat, weiß ich nicht, aber mit eben jenem Wagen besuchten wir einen kleinen Händler im Nachbarort, der sich mit dem Vertrieb des Autos mit dem lustigen Namen beschäftigt, das ich mir ja schon fast gänzlich ausgeredet hatte. Er hatte eigentlich schon Feierabend, aber irgendwas in meinen Augen hat ihn wohl veranlasst, ein paar Überminuten zu machen. Ich durfte mich in das Auto hineinsetzen. Es war wie maßgeschneidert. Natürlich! Und wir machten eine Probefahrt aus. Samstag in zwei Wochen! Die Zeit sah auf den ersten Blick nach langem Warten aus, war aber doch ruck zuck um. Ich vertrieb sie mir autotechnisch gesehen damit, Vergleiche anzustellen, das Internet zu durchforsten, mir halt allgemein das Leben schwer zu machen.

Er, mein Gott und seiner und mein Spross, unser Sohn,  betrachteten das lustige Auto eher skeptisch. Zur Probefahrt jedenfalls wollte mich keiner von beiden begleiten. Ich erhielt Order, diese Fahrt zu unserem Hof zu unternehmen und den Herrschaften die Technik zum gnädigen Verriss vorzustellen.

Einer hat sich trotzdem gefunden, meine Aufregung zu teilen und da die mir zugestandene Probezeit gar nicht gereicht hätte zum nach Hause fahren, ist das gar nicht aufgefallen. Mir gefiel der Wagen und dem, der mit mir war, auch. Aber was würde Gott sagen? Eigentlich wusste ich es bereits. Er würde dasselbe sagen, was er immer sagte, wenn ich etwas besonders will: Nein! Um es schon mal vorwegzunehmen, er sagte nicht NEIN mit vier Buchstaben, er sagte es mit mehreren Worten und Sätzen. Irgendwie. Oder doch nicht?

Es folgten eine richtige lange Tour mit eben diesem lustigen Auto  am Wochenende, die Besichtigung durch die Verwandtschaft, die harsche Kritik durch die Golfgeneration und meine besondere Beachtung seiner Negativpunkte, die eine Autozeitung herausgefunden hatte.

Nein! Ich werde das Auto nicht nehmen. Es ist zu laut ab 150 (hat der Verkäufer gesagt) Es hoppelt bei unebener Straße (stand in der Zeitung) Die Farbe sieht aus, wie die Übergangsjacke einer alten Frau (fand meine Tochter).

Dann die Heimfahrt. Vier Personen und Gepäck. Erstmal fuhren wir Bestzeit. Die Golfgeneration meinte, dass es schon besser zieht, als auf der Hinfahrt, meine Tochter fand die Farbe nicht mehr so schlimm und ihr Freund fand es insgesamt richtig schön. Und ich wurde immer froher, weil vielleicht doch die Liebe siegen würde?

Meine Zweifel kamen und gingen wie die Gezeiten, aber ewig konnte ich den Händler auch nicht mehr hinhalten. Dummerweise hatte ich auch noch Kollegen eingeweiht, so dass ich mir nun weitere gute Ratschläge durch den Kopf gehen lassen konnte. Ich habe schon einen so mitgenommenen Eindruck gemacht, dass alle nur noch heimlich oder lauthals – je nach beruflicher Stellung im Verhältnis zu mir – hofften, es würde bald vorbei sein.

Beim insgesamt schwierigsten Akt, dem Ja-Sagen, war Gott auf Dienstreise. Noch zwei Mal versucht er, mich per SMS auf andere Liebhabestücke umzulenken, aber ich blieb treu!

 

Und heute? Colettchen (XY – CO 51) und ich sind unzertrennlich und das Ja-Wort habe ich nicht bereut

 

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