Mittwoch, 01. November 2006 |
Alles hätte ich DER zugetraut, aber dass SIE mit IHREN Füßen so auf meinen Gefühlen herumtrampelt - Nein!
Kommt SIE heute früh ganz lustig anmarschiert: "Wir sind wieder da!"
Ja, wo waren sie denn??? Und ich habe mir schon das ganze Wochenende Sorgen gemacht, weil sich gar nichts getan hat!
Es stellte sich heraus, dass sie sich total kurzentschlossen zu einem Ausflug entschlossen hatten. Und zwar auch noch über Nacht!!!
Sind in die Weinberge gefahren, nach Volkach. Einfach so - ohne was zu sagen.
Oh, ich könnte jetzt tagelang sauer sein! Echt!
Aber ich bin ja schon sehr verständig und so bin ich nicht sauer, sondern wir schreiben alles auf, wie es war:
Am Montag morgen sind sie zeitiger aufgestanden, weil sie gucken wollten, wie das Wetter ist. Und das Wetter war nicht schlecht. Jedenfalls hat es nicht geregnet. Und da sind sie losgefahren.
Wegen der neuen Autobahn ging es auch schnell, so dass sie schon Mittag in den Wanderschuhen steckten und bei strahlendem Sonnenschein losmarschiert sind.
Es ging immer hoch und runter durch die Weinberge. Frisch und munter genug waren sie ja noch.
Es hat auch lange gedauert, bis sie das erste Weinglas von nahem gesehen haben. Leider war kein Federweißer mehr drin, denn der war schon seit acht Tagen aus, wie man da sagte.
Und dann - noch mal zwei Stunden später - kehrten sie wieder ein und bekamen direkt ein Stück mikrowellenversauten Zwiebelkuchen zu essen. Aber das Stück war recht klein, so dass sie sich voller Vorfreude auf das Abendessen auf den Rückweg begaben. Mit letzter Kraft und hungrig wie ein Wolf kamen sie kurz vor Ladenschluß wieder "zu Hause" an.
Nach kurzer Erfrischung und Schuhwechsel ging es sogleich in´s "Hinterhöfle". Leider war das Favoritenessen "Schäufele" aus. SIE wäre ja gleich wieder gegangen - wobei gleich relativ ist, denn es hatte bestimmt fast eine halbe Stunde gedauert, ehe sich die "flotte" Bedienung überhaupt anhören wollte, was sie zu essen belieben würden. Aber er hatte keine Lust zu gehen und entschied sich um. Sie aß einen angebliche riesigen Radlerteller mit lauter Nudeln und Salat und beide waren hinterher immer noch hungrig. Aber das kann man nun dem "Hinterhöfle" nicht in die Schuhe schieben. Es lag einfach an ihrem übermäßigen Hunger, den sie mitgebracht hatten.
Jedenfalls freuten sie sich aufs Frühstück am nächsten Morgen. Und ehe sie in einen unruhigen Schlaf fielen, bemerkte SIE noch, dass man ja auch etwas Kultur neben den ganzen Weinbergen gebrauchen könnte. Er blätterte gerade in so einem kleinen Faltprospekt herum und stieß wie aus heiterem Himmel auf ein Hundertwasserweingut. Ja - richtig gelesen - von Hundertwasser. Es gibt nur noch ein zweites auf der Welt und das steht in Kalifornien.
Und dieses steht in Untereisenheim. Auch noch auf dem Weg, den sie am nächsten Tag sowieso nehmen wollten...
Aber trotz dieser guten Aussicht taten Beiden am nächsten Mogen ihre vier Beine gehörig weh. Doch was blieb ihnen übrig, als sich wieder auf dieselben zu machen. Das Wetter war nicht so schön wie am ersten Tag, aber es regnete nicht, abgesehen von ein paar Tropfen um die sie sich jedoch nicht kümmern konnten, denn sie waren gerade mit einem Wanderwegstück beschäftigt, das auf der Karte als "schwer begehbar" gekennzeichnet war. Schließlich erwies es sich als sehr schwer begehbar, weil es meistens gar kein Weg war, sondern nur eine Spur entlang dem Steilufer des Mains. Sie schlitterten da so am Abhang herum und waren hinterher heifroh, dass sie es ohne Absturz geschafft hatten. Und noch dazu hatten Beide Handicaps wegzustecken. Seines war, dass die Schuhe - er hatte wieder mal so ein paar alte, ausgediente angezogen, Wasser hereinließen und ihres waren zwei. Das eine war, dass IHRE eine Socke dauernd im Schuh verschwand und das andere, dass SIE ein Weidenkörbchen, dass SIE auf dem Weg geflochten und mit Flußmuscheln gefüllt hatte, balancieren mußte.
Als sie dann endlich auf der nassen Wiese angekommen waren und wieder einen geraden Weg betreten konnten, war alle Pein vergessen. Sie wanderten und wanderten und hofften, dass es nicht regnet. Die Hoffnung ging auf.
An einem Bäckerwagen in einem kleinen Ort kauften sie Kuchen, weil sie nicht wieder so verhungern wollten, wie am Tag zuvor und dann fanden sie das Hundertwasserhaus. Dumm war nur, was ich noch gar nicht geschrieben habe, dass der Fotoapparat aufgrund von leerem Akku den Geist schon am ersten Tag aufgegeben hatte! Also keine Hundertwasserbilder! Aber schöne Bilder im Kopf. Und ein Prospekt an der Tür, den der Shop war geschlossen. Und eine Webadresse, die SIE nachher, wenn wir hier fertig sind, gleich mal anschmeißen will.
http://www.weingut-hirn.de
Das war genau die Kultur, die SIE sich vorgestellt hatte und sie konnten sich auf den Rückweg machen.
Inzwischen ähnelte ihr Gang dem von Menschen, die richtig was zwischen die Beine gekriegt hatten.
Als sie jedoch eine Strauch Pfaffenhütchen entdeckten und anfingen zu sammeln, waren die Schmerzen eine zeitlang wie weggeblasen. Er entnahm diesem und weiteren Sträuchern Jungpflanzen und Aststücken, damit er die dann bewurzeln kann und SIE sammelte die leuchtend orangen Früchtchen und die violetten Blüten in ihr inzwischen wieder leeres Weidenkörbchen, weil SIE die Muscheln in der Tüte vom Bäcker verstaut und in IHRE Jackentasche getan hatte. Das Körbchen wurde hübscher und hübscher und SIE überlegte schon, für wieviel SIE es verkaufen würde, falls es Jemand unbedingt haben wolle.
Doch dann steigerte sich IHRE Sammelwut. Sie sammelte Äste mit Pfaffenhütchen und anderen Beeren und hatte schon eine ganze Hand voll damit, als auch noch Zierweinträubchen dazukamen, deren Ästlein von einem feurigen Dunkhelrot und die winzigen Beeren von samtigen Tiefblau sind. Bewaffnet mit diesem Strauß und durchaus neidische Blicke erntend, stiegen sie noch zu einer Kirche oben in den Wenbergen hinauf und auf dem Bildstockpfad wieder hinab.
Nahezu bewegungsunfähig sind sie dann ins Auto gefallen und zur Vogelsburg gefahren, wo sie endlich ein Glas Wein trinken wollten. Und was essen. Was kleines. Und - oh Wunder - dort gab es doch wirklich noch Federweißen!!!! SIE trank vor lauter Freude gleich zwei Gläser davon und fiel daraufhin in einen kichernden Duselzustand. Er konnte ja nicht mehr sonstwas trinken, denn er mußte noch Auto fahren. Danach noch einmal zu Hundertwasser - aber mit dem Auto - denn sie wollten noch ein paar Hundertwasserweinflaschen kaufen. Dabei erfuhren sie, dass während des Baus des Weingutes Hundertwasser gestorben ist und sie es mit dem Architekten weiter bauten. Was nun wieder verwundert, weil Hundertwasser ja eigentlich Architekten etwas verpönte :-)
Auf ging`s zum Höhepunkt des Tages - und es mußte nun endlich ein Schäufele geben. Ohne wären sie nicht nach Hause gefahren. Sogar SIE aß eines und SIE hat es nicht bereut. Dieses Knistern der scharf gegrillten Kruste auf dem Teller, noch lange nachdem sie mit dem Essen angefangen hatten... und das butterweiche Fleisch ... und die Soße, der man zumindest kein Mondamin ansehen konnte ... und der würzige, frische, knackige Krautsalat .... die Klöße ... Zumindest SIE verfiel in eine Art Trance beim Essen. Das kann aber auch noch die Auswirkung von den zwei Federweißen gewesen sein.
Gegen acht waren sie zu Hause und freuten sich, dass ja die Halloweenkinder schon durch sein müßten, weil es schon eine Weile stockdunkel war. Aber sie standen noch bevor. Zwei kleine Mädchen hielten ihre Beutel, die schon elend schwer und mindestens halb voll mit Süßigkeiten waren, erwartungsvoll hin und gackerten: Süßes oder Saures. Es sagte noch: Ihr seid ja nur zu zweit ... da drohte das größere Mädchen: Wir können ja die anderen noch rufen, wenn Sie wollen !!!! Sie wollten nicht. Und als SIE der Kleinen noch Bonbons in die Tüte schütten wollte, sagte die: Geben Sie mir die bitte in die Hand, hielt ihre kleine Hand auf und als die nach 3 Bonbons voll war, sagte sie: Das reicht! Sie wünschten ihnen noch "schöne Halloween", was ihnen die Eltern eingebleut haben mußten und zogen ab. Es kamen auch keine anderen mehr. Die Kinder hatten scheinbar das Viertel aufgeteilt und teilten hinterher die Süßigkeiten. Das kann doch nur bedeuten, dass sie soviel bekommen, dass sie es gar nicht nötig haben, in kleinen Grüppchen von Haus zu Haus zu ziehen .. oder?
Jetzt tut es Ihr doch Leid, dass SIE mir nichts gesagt hatte. Deswegen hat SIE sich gleich ab Freitag abgemeldet, weil SIE da wieder zu IHRER Mutti fahren will. Und dafür hat SIE ja eigentlich auch die vielen Zweige gesammelt, denn SIE will IHRER Mutti ein Herbstkörbchen zusammenstecken.
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Freitag, 27.Oktober 2006 |
Es passiert rein gar nichts mehr, seit SIE IHRE kreative Phase hat! Ich muß mich mal beschweren!
Zwar hat SIE heute mit Vati telefoniert und Vati hat die ganze Zeit leise über die Chefin gemeckert (bei laut hätte vielleicht jemand was gehört, der nichts hören sollte) und sich auch noch doll über die ganzen Zustände usw. aufgeregt, aber davon habe ich ja nichts!
SIE hat auch mit IHRER Schwester telefoniert und sich die Haare gefärbt und den dreckigen Rost vom letzten Grillen sauber gemacht und Wäsche gewaschen und IHRE kreativen Filzteile gefilz - aber alles was, von dem i c h überhaupt nichts habe!
Aber so geht es einem. Ist man erst mal auf der Welt und ein bißchen aus den Kinderschuhen raus, dann kümmert sich keine Sau mehr um einen und man könnte vor Langeweile nahezu gleich wieder eingehen!
Ich sag IHR ja immer wieder, falls SIE mal Zeit hat mir zuzuhören, dass SIE endlich was unternehmen muß, damit auch mal ein paar fremde Nasen ihre Nasen hier hereinstecken. Wenn es auch nur aus Zufall ist.
Ich hab ja auch Vorschläge, wie. Aber SIE? Weiß natürlich alles besser und macht trotzdem gar nichts, um den Zustand aufzubessern.
Das wird wieder ein Wochenende! Ich könnte heulen!
Hoffentlich machen die da oben sich wenigstens ein schönes Wochenende, damit SIE nächste Woche vielleicht doch mal wieder Zeit für mich hat. Der Rechner, in dem ich wohne, ist ja nun auch noch unten im Keller gelandet. Eigentlich eine Frechheit!
Und nur wegen der kreativen Phase. SIE malt nämlich ein Bild vom Rechner ab. Und dann so tun, als wäre es eine plötzlich Eingebung gewesen!!!
Na gut - SIE hat das Bild auf dem Rechner schon selbst in den Zustand gebracht, den SIE jetzt abmalt, das gebe ich ja zu.
Ach, wärs doch endlich wieder Sommer ... ein Sommer, wie es dieser Sommer war....
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Mittwoch, 25. Oktober 2006 |
Nun scheint nach ein paar Tagen mit Sturm und Wolken die liebe Sonne, als wäre nichts gewesen.
Und gestern Abend hat ihnen wieder einmal der Rotwein zu gut geschmeckt. Dazu noch bittere Schokolade mit Kakaobits darin!Das hört sich so megamäßig gut an, dass sogar mir das Wasser im Mund zusammenläuft, obwohl ich gar nicht richtig weiß, was das alles bedeutet.
Von dem Rotwein habe ich ja schon öfter gehört. Meistens "au" und "oh" - dann hatte der vergangene Abend was damit zu tun gehabt. Aber diese Schokolade - ich muß SIE direkt mal fragen, w i e das schmeckt.
Gerade habe ich SIE gefragt. SIE sagt, dass es so gut schmeckt, wie es klingt, aber auch, dass SIE jetzt mal gerade weder das eine noch das andere haben möchte und lieber eine halb vertrocknete Scheibe Brot von gestern Abend gegessen hat mit Meerettichcreme drauf und Schinken und Käse.
Zum Glück hab ich mit sowas nicht auch noch Probleme. Vielleicht entgeht mir sogar was? Ach - ich möchte gar nicht darüber nachdenken!
Für heute hat SIE sich wieder eine Menge vorgenommen. So will SIE einen kleinen Film produzieren, an dem Bild von gestern weiter malen und heute Abend wieder Bärchen bauen.
Ich bin ja mal dolle gespannt, was aus den vielen Vorhaben wird!
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Sonntag, 22. Oktober 2006 |
Ein sonniger Sonntag - jedenfalls draußen und teilweise.
Hier drin bei uns ist es nicht so sonnig. SIE hängt immer noch so komisch herum und er rennt draußen durch den Wind und springt wie aufgezogen durch den Garten. Jedenfalls teilweise - solange er nicht mit der Nachbarin plauscht.
Sie sagte gerade, dass er ja nun seine 170 Wörter am Tag bei der Nachbarin gelassen haben wird und SIE wieder nichts davon abbekommt.
Ausgenommen die blöden Bemerkungen, die zählen da - glaube ich - nicht mit. Von denen hört SIE nämlich genügend pro Tag.
Na ja, nachher werden sie wohl die Muffins von gestern weiter essen und später, gegen Abend, gibts dann Rouladen. Die hat SIE gestern schon gekocht, damit SIE heute den ganzen Tag frei ist für eventuelle Unternehmungen, die ausfallen - wie immer.
Also ein ganz normaler Sonntag - wie immer - schrieb ich das schon?
Vorhin dachte ich schon, SIE will sich mit mir beschäftigen, aber da hat SIE nur im Internet herumgesucht. Ich glaube, SIE will neuen Stoff für die Stühle kaufen, die sie im Wohnzimmer stehen haben.
Aber den unltimativen Stoff hat SIE auch nicht gefunden. SIE hat eine bestimmte Vorstellung von bestimmten Blumen auf einem bestimmten dunklen Untergrund, aber sowas hat SIE in 2 Stunden nicht gefunden.
Ich langweile mich auch irgendwie herum. Es ist wieder mal alles Sch.... (limm, limm).
Schüß!
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Freitag, 20. Oktober 2006 |
Sie haben wieder freie Sicht!
Nachdem sie den ganzen Sommer als Horizont nur eine grüne Mauer aus Mais hatten, wurde gestern begonnen, das Feld abzuernten. Hätte SIE das nicht gesehen, dann hätten sie heute früh eher auf eine feindliche Übernahme getippt, als zu nachtschlafender Zeit beunruhigender Lärm in der sonst so stillen Luft draußen ertönte. Das soll ja ein Gebrumm und Geratter gewesen sein! Zwar rattert es jetzt immer noch, aber nun ist es schon fast hell und sie liegen auch nicht mehr im Bett. Da ist das ja was ganz anderes!
Heute früh, noch vor dem Aufstehen, hat SIE sich schon Sätze überlegt, mit der SIE IHRE überschäumende Freude richtig darüber ausdrücken könnte, dass SIE endlich die Haßmarke auf der Waage unterschritten hat, weil SIE nämlich gestern schwimmen war. Eine Dreiviertelstunde ohne anzuhalten!
Als SIE dann auf der Waage stand, hat SIE aufgehört zu überlegen. Es wäre umsonst gewesen!!!!
Dabei hätte IHR Tag so gut anfangen können ...
Jetzt muß ich mir wieder was überlegen, um SIE aufzuheitern.
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