Freitag, 17.12. 2004

 

Ach, du mein liebes Tagebuch. So ist das immer bei mir. Erst nehme ich mir sonst was vor und nach einer Weile verläuft es wieder im Sand. Auch wenn ich Sport mache. Am Anfang jeden Tag mit Inbrunst, dann muss mir nur das kleinste bisschen dazwischen kommen, wie z.B. ein Besuch bei meiner Mutti und schon ist der ganze Sport vergessen und ich brauche Lichtjahre oder schlimme Erkenntnisse morgens im Bad, um wieder damit anzufangen.

Beim Tagebuchschreiben kam mir der Urlaub dazwischen.

Dort am Strand in Griechenland hab ich zwar auch das eine oder andere notiert, doch als wir dann wieder hier waren ….

Die Zeit danach war von zwei einschneidenden Erlebnissen geprägt.

Thomas wurde von einer Vergangenheit heimgesucht, über die ich mich hier gar nicht auslassen möchte, sonst bekomme ich noch schlechtere Laune.

Mir drängten sich jedenfalls einige unbequeme Gedanken auf und ich war froh über alles, was mich davon abbrachte.

Ich bin nun mal kein Entscheidungsmensch.

 

Der Herbst ist vergangen und es ist kurz vor Weihnachten. Ich hatte inzwischen zwei oder drei Bewerbungen laufen und sogar auch ein Vorstellungsgespräch. Aber so hundertprozentig hat es mir nicht zugesagt und sie haben mich ja dafür auch nicht genommen.

Wir waren noch mal in einem Kurzurlaub in Franken, doch das ging eher schief. Es hat nicht besonders viel Spaß gemacht und war sowieso von dunklen Wolken getrübt. Am Himmel, wie auch auf Erden.

Ich habe so einiges vermisst in diesem Herbst, der nun vorüber ist und Weihnachten den Weg frei gemacht hat.

 

Heute früh habe ich, wie schon die ganze letzte Woche, bereits vor dem Aufstehen Sport getrieben. Ich habe eine neue Trainingsart entdeckt, die PILATES heißt, habe mir das Buch dazu gekauft und rätsele immer noch an der Übungsabfolge herum. Doch da das Buch zum Glück drei Trainingspläne beinhaltet, nehme ich erstmal die und turne sie, bis sie mir zum Hals raushängen oder ich wieder mal zu meiner Mutti fahre.

Danach dusche ich dann und mache alles andere, was mich tageslichttauglich verändert und trinke Kaffee. Sogar das Essen zum Frühstück habe ich mir inzwischen abgewöhnt! Hab einfach keinen Hunger und esse erst gegen Mittag irgendwas. Heute waren es zufällig Spaghetti mit Knorr-Sauce, von Johannes gekocht.

Bis zum Essen habe ich ältere Geschichten noch ein bisschen korrigiert oder verändert und danach war ich einkaufen. Eine neuerliche Bewerbung, die Stelle fand ich heute Vormittag im Internet, hatte ich davor schnell noch fertig gemacht und sie gleich mit zur Post genommen. Mal sehen ob sie mich überhaupt vorladen. Ich bin inzwischen relativ emotionslos in dieser Beziehung.

Gestern hatte ich köstliches Schmalz gekocht, das ich zum Abendbrot verkostet habe und ebenfalls heute früh im Internet fand ich ein Gans-Rezept, das ich dieses Jahr anwenden werde. Es geht darin weniger um die Zutaten, als um die Zubreitungsart. Die Gans wird nämlich stundenlang bei schwacher Hitze gebrutzelt und soll davon himmlisch weich werden. Ich bin gespannt.

Ach ja, ein Highlight der letzten Tage hab ich noch vergessen zu erwähnen. Ich male seit neuestem. Das macht unheimlich viel Spaß und ich würde am liebsten den ganzen Tag unten sitzen und es tun, doch momentan habe ich keine Idee für ein Motiv. Einfach so drauf los malen und denken, dass es schon werden wird … nee. Da kommt nichts Besonderes dabei raus. Es muss schon alles gut durchdacht sein.

Angefangen hat die ganze Malerei mit acht mal acht Zentimeter kleinen Ölbildchen für den Weihnachtsmarkt, die ich, bis ich erfuhr, dass der Weihnachtsmarkt schon eher ist, als ich dachte, mit Eifer und Hingabe herstellte. Als es sich dann herausstellte, hab ich gleich aufgehört und mich an große Bilder gewagt. Drei sind bisher gelungen, eines ist recht inhaltslos und an dem fünften entwerfe ich gerade. Am vierten habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass man es wie schon erwähnt, bis ins Detail planen muss, damit etwas Ordentliches heraus kommt. Es zeigt nämlich nur einen kleinen König auf gelbem Grund und ich weiß selber nicht, was es bedeuten soll. Was wird es da erst einem Fremden zu sagen haben? Heute ist mit eingefallen, dass ich den kleinen König auf einen Stuhl oder besser gesagt Thron hätte stellen können. Vielleicht bekomme ich das noch hin.

Mein erstes Bild ist in blau und weiß mit dem Hintergedanken, dass es ein wenig Kühle in unser Wohnzimmer bringen soll, dass sonst in sehr warmen Tönen gehalten ist. Einfach für den Kontrast. Es heißt BEWEGUNGEN.

Das zweite hat einen grünen Hintergrund mit Farbverlauf  wie ein nach vorn geöffneter Trichter. In dem Trichter steht eine sehr schlanke, schwarzhaarige Frau, deren oberer Kopf als auch Hände und Füße in den Seitenwänden des Trichters stecken und somit nicht zu sehen sind. Das Bild heißt GEFANGEN.  Das dritte Bild schließlich zeigt ein Stück Ostseestrand, dahinter Wasser und darüber Himmel. Auf dem Sand steht eine einzelne weiße Möwe, die einen Schatten wirft. Am Horizont sind Segelschiffe zu erkennen. Ben hat sich ein Ostseebild gewünscht oder besser gesagt, es mir als Auftragswerk für nächstes Jahr in Aussicht gestellt. Aber wenn Ben sich schon mal was wünscht! Ich werde es ihm zu Weihnachten schenken. Weiterhin eine flauschige, blaue  Decke aus Fleece und ein ebensolches Kissen, die ich schon gekauft hatte,  außerdem eine Schachtel selbstgebackene Plätzchen, ein Glas Kürbismarmelade (hätte er auch ohne Weihnachten bekommen) und ein Töpfchen von meiner neuen Schmalzcharge. Und als ob das nicht ausreichend wäre, hab ich ihm heute noch eine CD von Silbermond gebrannt. Der wird Augen machen! Ich freue mich schon darauf! Hoffentlich kommt dann nicht wieder das Gejammer, das er nicht so viele Geschenke für mich hat usw. Das kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehen.