Urlaub auf Grand Canaria

Und hier auch noch einmal der Urlaubsbericht aus dem Tagebuch:


So! Die Ruhe ist endgültig vorbei. Sie sind wieder zurück aus dem Urlaub.
Eigentlich waren sie schon gestern wieder hier, noch eigentlicher sogar vorgestern, aber erst am Abend.
SIE wartete noch auf eine Muße, die sie nicht hatte.
Und jetzt schreibe ich, was SIE mir erzählt hat:
Die Flüge wären grauenhaft gewesen, weil man nach zwei Stunden denkt, man ist genug geflogen, doch es ist erst die Hälfte um. Und auf dem Hinflug hätten sie deutlich bessere Kommunikation gehabt, als auf dem Rückflug. Was mir natürlich leid tut für sie, aber sie sind ja erwachsen, oder?
Dort wo sie waren, auf Grand Canaria, also in Spanien, war es zwar auch Winter, so wie hier, aber dort hat der Winter bis zu 26 Grad und damit sei er schon ganz angenehm gewesen. Die ersten drei Tage seien sie ein Herz und eine Seele gewesen, haben Wüste gespielt, weil man richtige echte Dünen aus afrikanischem Wüstensand durchqueren konnte. Um dahin zu kommen, sind sie gleich am allerersten Tag kilometerweit gelaufen, bis zum FKK-Strand, an dem sie bei heftigem Wind eine Weile gebadet haben. Dann sind sie den ganzen Weg zurück gelaufen und danach war SIE fußmäßig tot. Das rechte Fußgelenk! Fast ein bißchen dick sei es gewesen!!
Der nächste Tag war als Pooltag vorgesehen und so wurde es auch gemacht. Gegen den Wind haben sie sich Barrikaden aus freien Liegen gebaut. Der Tag war so anstrengend gewesen, dass ER schon um acht Uhr abends das Bett aufsuchen mußte. SIE hat die halbe Nacht gelesen und dann tat ihr neben dem Fuß auch noch alles andere weh, weil mit Brille im Bett lesen - das sei so eine Sache.
Weiterhin haben sie zwei Ausflüge mit öffentlichen Bussen gemacht, echte kleine, grüne Papageien gesehen, und gestaunt, dass es am Straßenrand wie zu Hause auf dem Fensterbrett ausgesehen hat. Es blühten schon die buntesten Gewächse, womit sie den Lavaboden vertuschten. Der Sand am Strand war meistens braun bis grau, so dass man generell dreckige Zehen bekam. Weshal SIE auch nicht so scharf wie sonst auf Strandwanderungen im Wasser war.
Jeder Ort und die Hotelanlagen sahen aus, wie aus dem Fels heraus gewachsen. Dabei seien sie "natürlich" ( SIE entrüstet) in den Felsen hinein gebaut worden.
Wortklauberei, kann ich da nur sagen.
Als sie die Hauptstadt Las Palmas besuchten - das war weit nach den guten drei ersten Tagen - sei es ein bißchen so wie in den Zeitreisefilmen gewesen. Sie beide in Sommersachen und für die Hauptstädter war Winter. Die Damen in Stiefeln und Lederjacke und ER in ärmellosem Shirt und kurzer Hose. SIE stellte - wie so oft - ein Mittelding dar in halblanger Hose und Strickjacke. Gefroren habe SIE nicht so direkt, sagte SIE, aber zu warm sei es auch nicht gerade gewesen.
Sie hatten sich den Hafen angesehen und waren durch die ganze Stadt hindurch, meistens aber auf der Promenade am Meer, zur Altstadt gelaufen. Dort habe sich dann endlich die Architektur gelohnt, weil es auf einmal Kirchen usw. gab. Hineingegangen seien sie aber nicht, wegen der fortgeschrittenen Zeit, wegen der Kälte und weil ER in seinem Strandoutfit sowieso gleich wieder heraus geflogen wäre.
Den ganzen Tag schleppten sie ihre Sonnenmützen nutzlos durch die Gegend. Als sie rechtzeitig zum Abendmahl wieder in der Anlage eintrafen, schien dort immer noch die Sonne.
Ach so, und es gibt auf der Insel genausoviel Felsen wie Wasser. Oder fast. Jedenfalls war es ein stetes auf und ab.
Als eine Woche herum war, hatte auch SIE sich einigermaßen eingewöhnt und SIE hätte es noch eine Weile ausgehalten. Nämlich, SIE hatte entdeckt, wie herrlich der Espresso mit Milch auf der Terrasse schmeckt und dass die Stühle da recht bequem waren. Auch zum Lesen. Doch SIE hätte sich ein drittes Buch kaufen müssen, weil zwei schon am 5. Tag alle waren. Und auf Bücher hauten sie da ganz schön was drauf, hat SIE gesagt. Taschenbuch für 16 Euro !!!
Nach dem Abendessen, das zweifellos täglich den Höhepunkt der alles inkludierenden Verpflegung bildete, setzten sie sich in die "Bar", die durch eine halbe Wand von der Speisehalle abgetrennt gewesen war und immerhin auch mindestens 150 Menschen beherbergen konnte, und tranken ihre inkludierten Drinks. Der Barkeeper sparte nicht mit dem Alkoholgehalt und man mußte es schon extra sagen, wenn man das Vergnügen eines zweiten oder dritten Getränkes noch erleben wollte. Also man mußte sagen, dass man bitte nur halb soviel Alkohol drin haben will.
Es war gerade so, als wollten sie die "Bar" immer mal für neue Leute frei bekommen.
Aber das Kinderprogramm (einmal gab es sogar Schneewittchen mit den 15 Zwergen)hätten sie wohl meistens noch bis fast zum Schluß erlebt.
Dann seien sie in das harte Bett (ER) und das weiche (SIE) gestiegen. ER hätte alsbald geschnarcht, während SIE noch lange Zeit mit dem Kopfkissen und der Brille um eine erträgliche Leseposition gekämpft hätte. Und das Schlafen unter der seltsamen Konstruktion eines Lakens, einer fusseligen Wolldecke und der fragwürdigen Tagesdecke hätte SIE bis zum Schluß nicht beherrscht. SIE konnte sich keine zweimal umdrehen, ohne irgendwo auf der Haut die hellblaue Wolldecke zu merken. Sowas kann ich ja auch überhaupt nicht leiden! Fremde Wolldecken - igitt!
Da es von Tag zu Tag etwas sommerlicher geworden sei, schafften sie es sogar, den letzten Abend in der Freiluftbar zu vertrinken. Da tat es dann sogar IHR ein bißchen leid, dass die Woche schon um war.
Auf dem schon weiter oben schlecht gemachten Rückflug war sie bei der Hälfte (die letzte Nacht konnten nämlich alle Beide wegen nächtlicher Ruhestörung in der Nähe ihres Zimmers kaum schlafen) so dermaßen müde, dass SIE sich an seine starke Schulter lehnen und etwas schlummern wollte.
Da schubste er sie weg. Und das sei eigentlich der Grund gewesen, weshalb sie nach der Rückkehr jede Gelegenheit genutzt hatte, dem ganzen Urlaub schlechte Seiten abzugewinnen. Es war Rache, aber ich kann das verstehen. Das war ja auch gemein von IHM.

Ach noch was: Einmal seien sie auf Seelenverkäufer abgefahren. Das lag daran, dass SIE auf ihr Los einen Hauptgewinn gewonnen hatte und er immerhin ein T-Shirt. Der Hauptgewinn ist überhaupt nur drei mal drin, schwor die zuckersüße Losverteilerin und es sei ja so ein Risenglück, dass das ausgerechnet bei ihr passiert sei. Sie lud sie auch sofort zu einer Gratis-Taxifahrt an die Gewinnausgabestelle ein. Ein bißchen Zeit würden sie wohl haben? Für eine kleine Präsentation? Ein Argwohn beschlich sie, doch die Gier nach 600 Euro in bar, oder einer Reise, oder eine Digicam, war stärker. Zwei Stunden später, nachdem Dirk aus Wiesbaden, der seit ein paar Jahren wegen seiner Arthrose in Spanien lebte, zuerst Vertrauen aufgebaut und sie dann lange und ausführlich zu überzeugen versucht hatte, dass Urlaub für das halbe Geld besser sei, als für 100% , wußte SIE schon mal, dass sie die Reise gewonnen hatte. Inzwischen hatten sie sich schon an die Aussicht auf lebenslangen Billigurlaub gewöhnt, da sagte Dirk, dass das ja nun nicht alles sein könne - nicht wahr??? Es handele sich um eine Summe X, sonst würde er ja nicht da stehen. Er kannte ja die Summe überhaupt nicht, aber mal angenommen, es wären ca. 10.000 Euro, ob sie dann immer noch günstig verreisen wollten???? Die Reise, die SIE gewonnen hatte, würde als erstes die Einzahlung von 95 Euro erfordern, ehe sich überhaupt jemand mit ihnen unterhält ... Das T-Shirt war nicht sehr schwer zu tragen, außerdem fuhr sie ein Taxi kostenlos dahin, wohin sie wollten. Dummerweise war das nicht weit. Naja.

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